Nach dem Vorbild des Universalgelehrten, Verantwortungsunternehmers und Arbeiterkindes Ernst Abbe hat für uns das funktionierende Ganze als Zusammenhalt besondere Bedeutung – gepaart mit individuellen Freiheiten sowie Eigeninitiative für Bildung, Kultur, Begegnung und gesellschaftliche Teilhabe.
Grundlagen sind multiperspektivische, langfristige Analysen durch Menschen und Institutionen, u.a.:
- Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner bei Berlin
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Zentralinstitut für Jugendforschung, Leipzig
- Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, Erfurt
- Brandenburgische Historische Kommission, Potsdam
- Prognos AG (Ursprung Universität Basel), Basel
- Kulturpolitische Gesellschaft, Bonn
- Thüringische Staatskanzlei (BürgerInnenbeteiligung), Erfurt
- Technische Universität Graz, Graz
- Landesinstitut für Schule und Medien Berlin/Brandenburg (LIBRA), Ludwigsfelde
- Bauhaus Universität Weimar, Weimar
- Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim, Hildesheim
- Departement für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität, Göttingen
- Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, Zürich
- Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien, Berlin
- Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin mit Feldforschung in den USA und Europa inklusive Co-Projektleitung „Wittenberge-Studie“ (weltweit bisher größtes Projekt zur postindustriellen Transformation), Berlin
Ernst Abbe (1840 – 1905) – Der Visionär:
- Ernst Abbe wuchs in einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen auf, die keinen Zugang zur höheren Bildung möglich machten. Der Arbeitgeber seines Vaters entdeckte und förderte sein Talent, indem er ihm Abitur und Studium mitfinanzierte.
- Abbe verband auf innovative Weise Forschung, Unternehmergeist und soziale Verantwortung. Mit diesem Konzept machte er die Zeiss-Werke zzgl. Schott in Jena zu Weltmarktführern.
- Den Lohn für seine eigene Entwicklung gab er weiter, indem er sich – auch unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung – mit den Unternehmen zur Förderung von Bildung, Forschung und Kultur engagierte.
- Mit den Zeiss-Werken und den verbundenen Stiftungen gibt es im Freistaat Thüringen mit die ältesten Verantwortungsunternehmen in Deutschland.
Fotos: Ernst Abbe Stiftung Jena


Der gebildete Arbeiter vs. „Lumpenproletariat“
- Hintergrund des sozialen Engagements Ernst Abbes und anderer Unternehmer war die Arbeiterbildungsbewegung, die sofort mit der Industrialisierung in Großbritannien entstand.
- In sogenannten Mechanics’ Institutes bildeten sich in Großbritannien die Arbeiter, um sich neben ihrer schweren Industriearbeit geistig weiterzuentwickeln und ein sinnstiftendes Leben zu führen. Damit grenzten sie sich bewusst vom sog. „Lumpenproletariat“ ab, das anspruchslos und auch gewaltvoll den Feierabend verbrachte.
- In Deutschland entstanden auf diese Weise Arbeiterbildungsclubs. Später bauten Unternehmer eigene Volkshäuser, um die politische Einflussnahme zu reduzieren. Außerdem erkannte damals die Wissenschaft, dass der gebildete Arbeiter für die Unternehmensleistung ein besserer Mitarbeiter ist.
Bild oben: Stanlay Walker/The Leeds Institute, Cookridge Street
Bild unten: BASF-Arbeitervereinshaus 1913, Zeichnung von Otto Bollhagen, BASF


Diese Tradition entwickelte die DDR weiter und baute – meist in der Nähe von Betrieben – als zentrale Begegnungsorte Kulturhäuser, die wichtiger Teil des öffentlichen Lebens und der Freizeitgestaltung wurden.

Foto: Kulturpalast Unterwellenborn e.V.
Ein Schwerpunkt der Angebote waren kostenlose Zirkel zur künstlerischen Eigenbetätigung aller Generationen.
Als außerschulische Lernorte boten die Kulturhäuser weiterführende Möglichkeiten, um den Anspruch an die polytechnische Ausbildung und die Allgemeinbildung zu ergänzen.
Neben Veranstaltungen im Rahmen der Staatsideologie gab es hochwertige Kulturveranstaltungen zu erschwinglichen Preisen.
Fotos: Kulturpalast Unterwellenborn e.V.

Ab den 1990er Jahren gehen mit dem massenhaften Abriss bzw. der Schließung von Kulturhäusern im Osten sowie von Kaufhäusern im Westen sowie Kinos und Gaststätten in der gesamten "D-A-CH"-Region langjährige öffentliche Identifikations- und Begegnungsorte verloren, deren soziale Funktionen bis heute fehlen. Aufgrund der Größe der Herausforderungen kann zivilgesellschaftliches Engagement allein weder finanziell noch personell nachhaltig sein. Hier braucht es neue Lösungen.
Foto oben: Abriss Hertie Kaufhaus Remscheid, Fotograf nicht ermittelbar
Foto Unten: Das ehemalige Kulturhaus Zinnowitz, 2010, Wikimedia, Cujo301



Fotocollage: Zivilgesellschaftliches Engagement am Kulturhaus Plessa, Einzelfotos: Lothar Thieme